Zwei Prozesstrainings in Berlin – Bericht aus der AG Weiterbildung des RAZ e.V.
Hintergrund zu Prozesstrainings
Neben der Begleitung konkreter Strafverfahren, spielt auch die Bildungsarbeit für die Arbeit des RAZ e.V. eine wichtige Rolle. Den Betroffenen von Gerichtsverfahren soll nicht einfach nur ein möglichst komfortabler Lösungsweg aufgezeigt werden, sondern eine aktive Auseinandersetzung mit Prozessen als Repression wird angestrebt. Außerdem bieten sie auch gute Gelegenheiten sich selbst in Erinnerung zu rufen, was damals die Beweggründe für die Aktion gewesen sind und Gerichtsprozesse eigenen sich meist gut für Öffentlichkeitsarbeit. Für die Selbstermächtigung der Betroffenen in Strafverfahren ist es daher wichtig Weiterbildungen anzubieten und eine Konfrontation mit dem Repressionsapparat des Staates in geschütztem Rahmen zu ermöglichen.
Die Zielsetzung der Prozesstrainings besteht zunächst einmal darin Klarheit über die eigenen Prozessziele zu gewinnen. Die Vermeidung von Repressionen mag normalerweise im Zentrum von Gerichtverfahren stehen, aber bei politischen Verfahren spielen häufig andere Faktoren eine größere Rolle. Durch Rollenspiele können die Teilnehmenden sich in die Verhandlung hineinversetzen und auch bereits vorhandene Überlegungen ausprobieren. Es soll nicht zuletzt auch eine Entmystifizierung von Gerichtsprozessen stattfinden, damit Betroffene selbstbewusster auftreten können. Das Konzept der Trainings stammt aus der Friedensbewegung in den 1980er Jahren und wurde seitdem stets methodisch weiterentwickelt.
Zwei Trainings in Berlin
Für das anstehende Prozesstraining im Februar 2024 in Berlin zeichnete sich bereits mehrere Wochen vorher eine große Nachfrage der verfügbaren Plätze ab. Viele Menschen, die im Jahr 2023 an Aktionen der Letzten Generation teilgenommen haben, bekommen nun ihre ersten Strafbefehle oder haben bereits Ladungen für ihre Prozesse. Um dem Bedürfnis nach Weiterbildung nachzukommen, wurde daraufhin kurzerhand ein zweites Training in Berlin organisiert, welches ebenfalls vom 23. bis 25. Februar in Berlin stattfand. So konnten insgesamt etwa 35 Menschen an den Trainings teilnehmen und Erfahrungen zu Gerichtsprozessen sammeln.
Das Feedback der Teilnehmenden war anschließend größtenteils positiv. Besonders die praktische Herangehensweise über die Rollenspiele wird häufig hervorgehoben und trotz nicht immer optimaler räumlicher Bedingungen ist es jedes Mal erstaunlich, wie real sich eine gespielte Gerichtsverhandlung anfühlen kann. Außerdem konnten auch bei diesen beiden Trainings wieder neue Kontakte geknüpft werden und Menschen fangen an sich gemeinsam auf zukünftige Prozesse vorzubereiten. So waren bei einem Training beispielsweise mehrere Menschen aus dem Gesundheitsbereich der Letzten Generation mit dabei und es wurde auch über mögliche Argumente in diese Richtung gesprochen. Repressionen führen häufig zur Vereinzelung, aber die Prozesstrainings können dazu beitragen einen gemeinsamen und solidarischen Umgang mit Repressionen zu üben und weiterzugeben.
Anstehende Termine und Anmeldung
Es werden auch in den nächsten Monaten weitere Prozesstrainings vom RAZ e.V. stattfinden. Aktuell liegt der Rhythmus bei einem Training pro Monat und es wird durch die verschiedenen Regionen Deutschlands rotiert, um manchen Menschen kürzere Anreisezeiten zu ermöglichen. Termine für die anstehenden Trainings werden auf der RAZ-Website unter „Veranstaltungen“ veröffentlicht und eine Anmeldung ist über [email protected] möglich.