Karls Tagebuch aus der JVA
09.01.2024, Lesezeit 3 Min
Die Kommunikation über Gefängnismauern hinweg ist immer besonders. Für die, die drinnen sitzen, genauso wie für die, die draußen stehen. Telefonate funktionieren nicht wie normale Telefonate, Briefe sind nicht einfach normale Briefe. Doch gerade diese Nachrichten aus der Isolation sind so wertvoll: Sie gewähren einen kleinen Einblick in eine Welt, die sich für uns oft so weit weg anfühlt, und halten die Verbindung zwischen drinnen und draußen am Leben.
Wir möchten deshalb heute gerne einen Brief von Karl mit euch teilen. Er berichtet von Weihnachten aus dem Gefängnis, vom Tischtennis spielen, vom Kontakt mit anderen Inhaftierten und Karls Gedanken hinter den Mauern.
Brief vom 29.12.2024
Hallo Ihr,
ich hoffe, ihr hattet alle ein paar schöne Feiertage und konntet im Kreise eurer Familie etwas Ruhe einkehren lassen.
Bei mir hat sich nach 2 Wochen auch so eine Art Alltag, Regelmäßigkeit eingestellt. Die Tage waren sehr entspannt, weil auch die Menschen hier sehr entspannt waren.
Weihnachten im Knast ist nicht sehr aufregend: Gottesdienst in einem Versammlungsraum der JVA mit Christbaum und klassischer Musik (nicht live) und eine Tüte mit Weihnachtsplätzchen, Schokolade und Kaffee, gespendet von der evangelischen und katholischen Kirche am Heiligen Mittag waren hier die Zeichen, die auf Weihnachten hinweisen. Für mich war das passend für dieses Jahr. Sehr angenehm war das schöne Wetter. So konnte ich doch wenigstens eine Stunde am Tag die warmen Sonnenstrahlen genießen.
Im Innenhof des Rundgangplatzes sind zwei Tischtennisplatten aufgestellt, wo wir abwechselnd spielen können. Das sind eine der Highlights des Tages, wenn ein Platz frei wird.
Vielen Dank für eure Briefe und Postkarten, die weitere Highlights am Tag sind. Es freut mich sehr, mich mit euch auf diesem Weg zu verbinden. Leider schaffe ich aktuell noch nicht, alle Briefe zu beantworten, sind zu viele, was mich natürlich freut. Manche wollen wissen, wie meine Zelle so aussieht:
Meine Zelle ist 5m lang und 2m breit, wenn ich die Stahltür von der Gangseite öffne, sehe ich vor mir ein relativ breites Fenster, das „normal hoch“ ist, und zusätzlich noch dicke Metallstäbe als Gitter. Auf der rechten Seite des Raumes steht ein zweitüriger Kleiderschrank mit blauen Türen; anschließend ein Holzbett mit Matratze, die auf einem Holzbrett liegt. Auf der linken Seite ist eine Toilette fest eingebaut mit Türe.
Anschließend ist ein Handwaschbecken an der Wand mit Spiegel angebracht. Rechts davon steht mein Fernseher auf einem ca. 1,20 m breiten und 80cm hohen Regal, wo alle meine Schreibutensilien untergebracht sind. Als Schreibplatz schließt sich eine blaue Platte bis zur Fensterfront an. Das Fenster kann mit dem blauen Vorhang verdunkelt werden. Das ganze hat also den Charakter eines Zimmers einer Jugendherberge.
Wenn ich aus dem Fenster schaue, sehe ich den Innenhof, wo wir täglich eine Stunde unseren Rundgang machen können und in voller Front dann ein weiteres hohes und breites Gefängniswohngebäude. Um noch was anderes zu sehen als Gebäude und Gitterstäbe, muss ich an die Ecke schauen. Dann kann ich über einen Teil von Kempten schauen und im Hintergrund sogar die Alpen erkennen. Der Innenhof ist von drei Seiten mit hohen Gebäuden abgegrenzt und die vierte Seite mit einer sehr hohen Mauer mit Stacheldraht und davor noch zwei hohe Zäune mit Stacheldraht.
Hier geht´s weiter zum zweiten Teil des Briefes:
Das Schönste im Gefängnis ist Briefe zu bekommen. Hier findet ihr alle Infos um selbst einen Brief an Karl oder Kevin zu schreiben – per „richtigem“ Brief an die JVA oder über unser Onlineformular: